Geschichte

Wie Shibashi in die Schweiz kam

Die Missionsbenediktinerin Eva-Maria Zwyer vom Haus St. Gertrud in Ettiswil musste für Projekte in asiatischen Ländern Geld organisieren, weiterleiten und kontrollieren. Durch diese Arbeit kam sie 1990 in Kontakt mit Sr. Mary John Mananzan, ebenfalls Missionsbenediktinerin in Manila. Sr. Mary John praktizierte bereits damals als eine der ersten in den Philippinen Shibashi Qi Gong. Ihre Lehrerin war Sr. Marimil Lobregat, welche Shibashi Qi Gong beim chinesischen Meister Zhang Hao gelernt hatte. Mit ihm zusammen unterrichtete sie viele Jahre im Chi Chinese Healing College in Sydney. Sr. Marimil hat bis kurz vor ihrem Tod anfangs Dezember 2017 Shibashi Qi Gong mit einer unglaublichen Leichtigkeit und mit Begeisterung praktiziert und weitergegeben. Sie wurde 89 jährig.

1994 und 1995 bot Eva-Maria Zwyer in Ettiswil je einen Einführungskurs und einen Übungstag mit Sr. Mary John Mananzan an als «Bereicherung aus dem Osten». Dies waren die ersten Kurse in der Schweiz. An diesen Kursen nahmen auch Antoinette Brem und Barbara Lehner teil, welchen Shibashi Qi Gong auf einer Reise in den Philippinen im Jahre 1991 zum ersten Mal begegnet war.

Wie es weiter ging

Antoinette Brem, Mitarbeiterin bei Fastenopfer von 1992 bis 2003, konnte ab 1995 über die Kanäle des Fastenopfers während der Fastenzeit das Shibashi Qi Gong-Programm in der Schweiz weiter aufbauen.
Sie und Barbara Lehner weilten seit 1991 regelmässig ein paar Wochen auf den Philippinen, u.a. um sich in die asiatische Spiritualität zu vertiefen und Shibashi Qi Gong bei Sr. Marimil und Sr. Mary John zu praktizieren. Im Jahre 1996 begannen Barbara Lehner und Antoinette Brem selber in der Schweiz Einführungskurse anzubieten. Bald darauf schloss sich ihnen ihre Freundin und Studienkollegin Dorothea Egger Furter an. Mehrere Male konnte Sr. Mary John Mananzan für Vertiefungskurse in der Schweiz gewonnen werden. Im Auftrag des Fastenopfers hat Barbara Lehner im Jahre 2000 die Broschüre „Denken lernen wie ein Berg“ verfasst. Diese zeigte durch Erfahrungsberichte und Hinweise zu Grundhaltungen auf, in welche Richtung sich die Shibashi Qi Gong-Bewegung in der Schweiz zu formen begann. Erst 10 Jahre später, im Herbst 2010, veröffentlichten Antoinette Brem und Barbara Lehner das Buch «Shibashi – Ruhe und Achtsamkeit erfahren. Lebensimpulse aus dem Qi Gong», tatkräftig unterstützt von Sr. Marimil selber, welche zu den Übungen ihre eigenen Fotos zur Verfügung gestellt hat. Noch immer ist das Buch für viele Praktizierende eine Quelle der Inspiration und Hilfe auf dem Übungsweg.

Die Theologinnen Dorothea Egger, Barbara Lehner und Antoinette Brem haben ab 2003 und in den folgenden Jahren Shibashi Qi Gong in der Schweiz methodisch und inhaltlich weiterentwickelt und geprägt. Zusammen hatten sie bis 2010 das entstehende Shibashi Qi Gong-Netzwerk in der Schweiz geleitet. Kontinuierlich vermitteln sie seither bis heute auch in Ausbildungs- und Vertiefungskursen ihr Wissen und ihre Begeisterung an Interessierte weiter.

Im Jahre 2004 führten Antoinette Brem und Barbara Lehner mit neun Frauen eine spirituell-politische Lernreise unter dem Titel „Shibashi Qi Gong, Ökofeminismus und Quellen des sozialen Engagements“ in die Philippinen durch. Ein weiterer Höhepunkt folgte nur ein knappes Jahr später im April 2005 mit dem Besuch von Sr. Marimil Lobregat. Sr. Marimil hatte Engagement und Spiritualität stets in dieser Art verbunden: Sie arbeitete halbtags als Seelsorgerin in einem Sterbehospiz. Nachmittags unterrichtete sie im Chi Chinese Healing College in Sydney/Australien als Lehrbeauftragte verschiedene Taj Ji- und Qi Gong-Formen, sowie Akupunktur und chinesische Meridian-Lehre. Während ihres 2 ½ wöchigen Aufenthaltes sowie bei weiteren Besuchen in der Schweiz vermittelte diese Meisterin uns ihr Wissen und Können. Sie berührte uns mit ihrer Herzlichkeit und ermöglichte eine Vertiefung unserer Kenntnisse in verschiedenen Kurseinheiten. Antoinette Brem, Barbara Lehner und Dorothea Egger Furter wurden bei dieser Gelegenheit von Marimil Lobregat zu offiziellen Vertreterinnen ihres Care for Carers-Programms hier in der Schweiz ernannt und in ihrer Lehrtätigkeit als Shibashi Qi Gong-Ausbildnerinnen bestätigt.

Weitere Besuche in der Schweiz folgten anfangs Sept. 2006, sowie Ende Mai/Anfangs Juli 2009. Wir erlernten dabei die Form des Fliessenden Shibashi Qi Gong und weitere neue Qi-Gong-Formen wie Yin- und Yang-Form der 5 Jahreszeiten, Harmonizing Heaven and Earth, Harmonizing the whole Being, spielerisches Wu Shu, Energy Greeting Movements, Wild Goose Qi Gong (Dayan Qi Gong), Fire Energy Qi Gong, sowie Earth Energy Qi Gong. Als Marimil Logregat gesundheitshalber nicht mehr in die Schweiz kommen konnte, bot sich Dorothea, Barbara und Antoinette die einmalige Chance, im April 2013 nach Sydney zu reisen und nochmals zwei intensive Wochen lang von Sr. Marimil Lobregat unterrichtet zu werden.

Derweil hatte sich Shibashi Qi Gong auch in der französischsprachigen Schweiz immer mehr ausgebreitet, so dass ab 2013 auch in der Romandie ein 10-tägiger Lehrgang in Shibashi Qi Gong angeboten werden konnte. Ein weiteres Highlight für das Shibashi Qi Gong-Netzwerk war 2016 der Beschluss, jeweils um den 14./15. August (Marimils Geburtstag) zu «Shibashi für den Frieden – weltweit» einzuladen. Dieses findet nun seither jährlich an verschiedenen Orten in der Schweiz statt und ist für alle Interessierten zugänglich.

Die Leiterinnen von Shibashi Qi Gong Romandie, Madeleine Froidevaux, Barbara von Mérey und Claire-Lise Salzmann baten im Sommer 2017 um Gleichstellung auf der Ebene von Aus- und Weiterbildungen. Sie regten damit eine Reflexion der Netzwerkstrukturen an. Wie recht sie damit hatten! Ein ständig grösser werdendes Netzwerk von Shibashi Qi Gong-Unterrichtenden mit der Ausweitung in die Romandie verlangte nach neuen Strukturen. In dieser Phase wurde den beiden Pionier-Netzwerkleiterinnen Antoinette Brem und Barbara Lehner klar, dass sie selber diese Arbeit nicht mehr werden leisten können, und so übergaben sie an der Intervisionstagung im Februar 2018 die Leitung in die Hände einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dorothea Egger Furter. Bald zeichnete sich ab, dass eine Verbandsstruktur sich am besten eignet, um das Erbe von Sr. Marimil Lobregat kraftvoll weiterzutragen, und gleichzeitig künftig die Erfordernisse nach Qualitätssicherung und Vernetzung in der Qi Gong-Welt zu gewährleisten. Anfangs Januar 2019 kamen nach einer intensiven Vernehmlassungsphase bei allen registrierten Shibashi Qi Gong Lehrerinnen und Lehrern 17 langjährige Shibashi Qi Gong-Unterrichtende in Luzern zusammen und gründeten den Verband
shibashi-net.

Nach aussen wird diese neue Struktur sichtbar mit der neuen Internetseite www.shibashi-net.ch, welche ab Januar 2020 zugänglich ist mit einer Vielfalt von Kursangeboten und Informationen zu Shibashi Qi Gong.

Text: Antoinette Brem, Luzern

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